Geschichte der Leipziger Liliputdampflok "002"

Die Leipziger Liliputdampflok ist eine von drei Lokomotiven, welche im Jahr 1925 von der Münchner Lokomotivfabrik Krauss & Co. AG nach Entwürfen von Oberingenieur Roland Martens gebaut wurden. Ihren ersten Einsatz hatten die Loks 1925 auf der Deutschen Verkehrsausstellung in München, wo Sie in einem Rundkurs über die Theresienwiese im Südpark fuhren. Die Bahn wurde von der Firma Krauss selbst betrieben, wobei immer eine der drei Loks als Anschauungsobjekt in einer Ausstellungshalle stand. Nach der erfolgreichen Vorstellung in München kam es zum Verkauf der drei Lokomotiven und des übrigen Materials an die „Große Ausstellung für Gesundheitspflege, Soziale Fürsorge und Leibesübungen“ nach Düsseldorf. Auf dem dortigen Rundkurs mit einer Länge von 4,5 km waren alle drei Liliputloks im Einsatz und vollbrachten wahrlich Spitzenleistungen: In der Zeit vom 8. Mai bis zum 17. Oktober 1926 beförderte die kleine Bahn über eine Million Personen und legte insgesamt 54 788 km zurück. An einem einzigen Tag, es war 19.September 1926, verkehrten 101 Züge mit insgesamt 16 138 Messebesuchern. Ab 1928 fanden die drei Loks mit fünf weiteren bei Krauss in München neugebauten Liliputlokomotiven eine neue Heimat bei der Firma Brangsch in Leipzig. Von dort aus erfolgte ein europaweiter Einsatz, z. B. auf der „PRESSA“ in Köln, in München auf der Ausstellung für „Heim und Technik“ und zum erstenmal außerhalb Deutschlands auf der Gewerbeschau „Nenyto“ in Rotterdam. Ebenfalls 1928 baute die Firma Brangsch eine erste feste Anlage auf. Sie entstand in den Parkanlagen des Wiener Prater. Die zwei speziell hierfür gebauten Lokomotiven drehen an gleicher Stelle noch heute ihre Runden. Leider lassen sich keine genauen Einsatzorte der Leipziger Liliputdampflok bestimmen, da die Lokomotiven bei den einzelnen Einsätzen ständig getauscht wurden. Die Leipziger Liliputlok wurde mit ihren beiden Schwestern im 2. Weltkrieg in einem Steinbruch nahe Kamenz versteckt. Dort überstanden sie den Krieg relativ unbeschadet. Nach Kriegsende erfolgte die Instandsetzung und Rückführung zur Bau-Union "Süd", Hauptwerk Engelsdorf, der ehemaligen Firma Brangsch. Im März 1950 erhielten die Liliputdampfloks ihre Betriebsgenehmigung und konnten endlich wieder eingesetzt werden. Man plante, die Fahrzeuge auf einer Gartenbauausstellung in Markleeberg bei Leipzig einzusetzen, jedoch kam es nicht dazu. Dafür wurden die Lokomotiven mit den Fabriknummern 8351 und 8352 (8353 war noch nicht einsatzbereit) sowie einige Wagen und Gleismaterial bei der Bau-Union ausgeliehen und ab Juni 1950 in Dresden eingesetzt. Der Betrieb dieser Kindereisenbahn währte nicht lange, da die Fahrzeuge von Anfang Juli bis Ende September 1950 für die Gartenbauausstellung Erfurt benötigt wurden. Nach dem Einsatz in Erfurt kehrten die zwei Loks nach Dresden zurück, sie fuhren dort noch einmal kurzzeitig auf der Kindereisenbahn. Es entstand die Idee, in Dresden eine feste Anlage in Form einer Pioniereisenbahn aufzubauen, auf der die Fahrzeuge dauerhaft eingesetzt werden könnten. Unter großen Anstrengungen konnte erreicht werden, dass eine Lok (8352) mit vier Wagen in Leipzig verblieb. Auch hier sollte nun eine Pioniereisenbahn aufgebaut werden. Hoffen wir, dass diese einmaligen Fahrzeuge noch viele Jahre auf ihren nun angestammten Bahnen im Einsatz sind, damit auch unsere Enkelkinder sich noch an den fahrbereiten Liliputdampfloks erfreuen können.

Text und Autor dieser Seite: Michael Böhm